Von der Kölner Hochschule zu Österreichs Energiewende – Praktikum bei der OurPower 

Im Jahre 2018 beschloss die Europäische Union eine Richtlinie, welche das flächendeckende Energy Sharing in seinen Mitgliedsstaaten möglich machen sollte. Wie das dazu führte, dass ich ca. 4 Jahre später mich dazu entschloss in das wunderschöne Wien umzusiedeln? Tja, ein bisschen was musste da schon zusammenkommen.

13.03.2023, Matthis Christiani 

„Bist du später auch noch bei einem After-Work-Drink dabei?“, fragte mich Hannes, der gerade aus der Kaffeeküche heraus kam und sich wieder an seinen Schreibtisch setzte. „Ja klar!“, antwortete ich und schaute kurz von meinem Bildschirm hoch: „Was ist der Plan?“ „Denke nach dem Meeting gehen wir so um 17:30 zusammen los“, entgegnete Hannes und setzte sich seine Kopfhörer wieder auf. Ich nickte und widmete mich wieder meiner Excel Tabelle. Dennoch merkte ich direkt, wie meine Motivation für die letzten zwei Stunden Arbeit an diesem Tag, durch die gemachten Pläne, wieder nach oben stieg. Ich war angekommen. In Wien, bei der OurPower und im Team. Einen Monat war es jetzt schon her, dass ich nach Wien gezogen bin. Ende September vergangenen Jahres stieg ich am Kölner Hauptbahnhof in den Nightjet 0241, welcher sich auf dem Weg von Amsterdam bis Wien befand. Es sollte der Anfang einer Zeit sein, welche ich so schnell nicht vergessen werde. In meinem Gepäck hatte ich zwei vollgestopfte Koffer mit warmer Kleidung für den kommenden Winter, meinen Laptop, ein paar Grundnahrungsmittel, meine Ukulele und vor allem einen riesigeren Haufen Vorfreude und Neugierde. Vor zweieinhalb Jahren hatte ich nun an einem Kölner Gymnasium meine Hochschulreife erlangt und anschließend mit dem Studium der erneuerbaren Energien an der Technischen Hochschule Köln begonnen. Mein Studienbeginn war stark von der Pandemie geprägt. Statt Kommilitonen kennenlernen, Vorlesungen in vollen Hörsälen und Uni-Partys gab es für mich Online-Lehre, Zoom Calls und viel Selbststudium. Die Themen waren spannend und ich hatte durchaus großes Interesse an dem Studium. Aber irgendwie hat mir etwas gefehlt. Das Praktische. Das Anpacken. Das Verändern. Und so stieg mit der Zeit des Studiums die Vorfreude auf mein anstehendes Pflichtpraktikum. Endlich los kommen vom eigenen Schreibtisch und das gelernte Wissen in die Tat umsetzen. Zudem wollte ich raus. Raus aus dem Lernalltag, aber auch raus aus meiner Heimat und meinem Zuhause, um meinen Horizont und meine Sicht auch persönlich weiterzuentwickeln. Während nun viele meiner Kommilitonen sich bei Ingenieurbüros beworben, welche Photovoltaikanlagen auslegen und andere bei welchen die Windparks planen, wollte ich etwas machen, was bei den Menschen ankommt. Keine Projekte wie am Laufband entwickeln, welche Teil eines überholten Energiemarktes sind, der den radikalen Veränderungen nicht gewachsen ist. Keine stumpfen Aufgaben, die von Tag zu Tag gleich sind. Rundum kein langweiliges Praktikum, sondern einen spannenden Job mit Sinn. Für mich haben sich alle diese Dinge in der OurPower erfüllt. 

 

Denn die OurPower ist ein Vorreiter, was die Direktvermarktung bei von den Erneuerbaren Energien angeht. Strom wird geteilt, von Mensch zu Mensch. Dieser Peer-to-Peer Markt ist mittlerweile schon keine Neuheit mehr. Hinzu kommen allerdings die Energiegemeinschaften, welche eigene Abrechnungsbilanzen für Menschen schaffen können, die unabhängig von großen Energiedienstleistern und Lieferanten werden wollen. Es wird gemeinschaftlich Strom erzeugt, verbraucht und weiterverkauft. Wie cool ist das denn? Endlich kann der Strom dort verbraucht werden, wo er produziert und eben auch benötigt wird. In direkter Nachbarschaft und Umgebung von privaten PV Anlagen oder kleinen Wasserkraftwerken. Die Wertschöpfung bleibt somit in der Region und viele Menschen können dazu bewegt werden, mit PV-Anlagen selber zu Produzenten zu werden. Diese Idee bringt einfach so viele Vorteile mit sich. Als ich meiner Mutter am Telefon von meinen Aufgaben und Tätigkeiten erzählte, war sie ebenfalls schwer begeistert: „Oh ja, das machen wir bei Oma in der Nachbarschaft auch!“. Leider musste ich diese Begeisterung schnell ein wenig bremsen. Zwar wäre das Dach meiner Großmutter bestens für eine PV-Anlage geeignet, den Strom gemeinsam mit ihren Freund*innen und Nachbar*innen zu verbrauchen wird allerdings so schnell nicht möglich sein. Das Problem: Sie lebt in einem kleinen Ort im Norden Deutschlands. Zwar sollte durch die Vorgaben der Europäischen Union das Energy Sharing in allen Mitgliedsstaaten ermöglicht werden, in der Realität sieht die Umsetzung dieser Klimaschutzmaßnahme allerdings teilweise sehr unterschiedlich aus. Während hier in Österreich die Zahl der Energiegemeinschaften mit vielen Forschungsprojekten und in der stetigen Zusammenarbeit mit engagierten Bürger*innen immer weiter wachsen, ist im Nachbarland lediglich die gemeinschaftliche Produktion von erneuerbarem Strom möglich, nicht aber das gemeinsame Verbrauchen. Somit besitzt Österreich durch das politische Engagement für Energiegemeinschaften und erst Recht die OurPower durch die konkrete Umsetzung von Projekten eine Vorbildfunktion in ganz Europa. 

Dieses neue Denken des Energiewirtschaften hat mich zur Zeit meiner Bewerbung fasziniert und war ein wichtiger Grund, wieso ich zur OurPower gekommen bin. Es war unglaublich faszinierend zu sehen, was möglich ist, wenn die gesetzliche Grundlage stimmt und es einen Pionier wie die OurPower gibt, die es schafft, die Energiewende mit einer nachhaltigen und sozialverträglichen Wirtschaft voranzutreiben. 

Im März geht es nun für mich aus Wien zurück nach Köln und aus dem Büro zurück in den Hörsaal meiner Hochschule. Vieles wird sich wieder so anfühlen wie früher. Professoren, welche mit einer Abgabe, nach der anderen um die Ecke kommen, Testate, die einen büffeln lassen und eine Schlange vor der Mensa, wenn der Magen zur Rushhour am Mittag knurrt. Doch vor allem werde ich auch eine ganze Menge mehr mitnehmen, als die Bestätigung für mein abgeschlossenes Pflichtpraktikum. Und zwar die Sichtweise auf den Energiemarkt, wie er aktuell aufgebaut ist und wie wir ihn verändern müssen. Vielleicht werde ich mit meinem Ingenieursabschluss keine sozial nachhaltigen Stromverträge bearbeiten. In meinem Bewusstsein werden die Absichten und Ziele, welche die OurPower mit ihrer Community prägt, allerdings sicherlich bestehen bleiben. 

 

Share this Post

Nach oben scrollen