Kommt der Apfel aus dem Supermarkt und der Strom aus der Steckdose?

Sinnstiftendes ENERGIEwirtschaften – unter diesem Motto hat am 29. März 2023 der OurPower-Dialog im Brick-15 in Wien stattgefunden. Im Austausch mit Pionier*innen aus anderen Branchen wurde klar, es gibt viele Wege, wie wir voneinander lernen und wie wir gemeinsam anpacken können, um die Energiewende voranzutreiben. Zentrale Aspekte waren Kooperation, Augenhöhe und Bewusstsein.

31.03.2023, Theresa Haydn

Die zentrale Frage beim OurPower-Dialog, der von Vorständin Hemma Bieser moderiert wurde, war: Was können wir für die Energiewende aus anderen Branchen, wie der Lebensmittelbrache, lernen? „Tun, tun, tun“ – Das war die Kernaussage von Ulfert Höhne, Mitbegründer und Vorstand von OurPower. Doch was tun? Wir haben im Rahmen des Community Dialogs „Sinnstiftendes ENERGIEwirtschaften“ die Pionier*innen Kristina Hummel (Leitung Marketing SONNENTOR), Volker Plass (Geschäftsführer Verein Arche Noah) und Carolin Monsberger (Research Engineer AIT und Foodcoop Klappertopf) gefragt. Knapp 80 Mitglieder unserer Community und andere Interessierte nahmen am Dialog teil, um den Fragen nachzugehen: Wie geht Wirtschaften abseits der Gewinnmaximierung? Was sind die Erfolgsgeheimnisse dieser Unternehmen? Was können wir voneinander lernen, um gemeinsam die Energiewende voranzutreiben? Wie können wir alle Gestalter*innen der Energiewende sein?

Es gibt nicht den einen richtigen Weg. Das ist nicht überraschend, deshalb aber nicht weniger wahr. Die Lösung liegt in der Summe an unterschiedlichen Hebeln, die sowohl in der Lebensmittelbranche als auch im Energiesektor angesetzt werden können. Zentrale Aspekte liegen hierbei vor allem in der Kooperation zwischen unterschiedlichen Akteur*innen, einem Umgang miteinander auf Augenhöhe sowie in der Bewusstseinsbildung.

In den unterschiedlichen Beiträgen der Pionier*innen fallen immer wieder dieselben Stichworte: gemeinsam, nicht eine*r alleine, Vernetzung. Volker Plass bringt es auf den Punkt: „Das Jahrhundert, in dem wir leben, muss einen Grundgedanken haben: Kooperation!“ Unternehmen aller Branchen müssen sich überlegen, wie sie sich transformieren, um die multiplen Krisen unserer Zeit bewältigen zu können. Beim Verein Arche Noah beispielsweise heißt das konkret, in Kooperation mit Landwirt*innen und Hausgärtner*innen Saatgut zu sichern und die Kulturpflanzenvielfalt damit zu erhalten.  Die Parallele zu OurPower ist dabei: Es geht um die Kooperation mit kleinen und auch größeren Erzeuger*innen Erneuerbarer Energien (Sonne, Wind, Wasser und Biomasse), welche in Summe eine große Vielfalt ergeben. So können auch möglichst viele Stromkund*innen Ökostrom regional beziehen.

Aber nicht nur die Kooperation alleine, sondern auch die Art, wie diese Kooperation aussieht, ist entscheidend. Es geht um die Frage, wie wir in der Arbeitswelt miteinander umgehen wollen. Die Antwort, welche von allen Pionier*innen so unterstrichen wird, kommt von Kristina Hummel: „Wir gehen auf unsere Kund*innen und Produzent*innen nie mit erhobenem Zeigefinger zu. Immer auf Augenhöhe. Wir wollen als Unternehmen Inspiration schaffen und Lösungsansätze aufzeigen, die wir dann im gemeinsamen Austausch ausgestalten.“ Eine Kooperation soll nicht dem Selbstzweck dienen, es geht darum, diese auszugestalten und zu leben. In einem Umgang, der von Fairness, Wertschätzung und Respekt voreinander geprägt ist.

Dafür ist es jedoch essenziell, dass ein Bewusstsein dafür entsteht, wo Produkte wie Gewürze, Saatgut, Äpfel oder eben auch das digitale Produkt Strom herkommen, denn: „Strom kommt nicht aus der Steckdose, Wärme nicht vom Heizkörper und Lebensmittel nicht aus dem Supermarkt“, so Carolin Monsberger. Wir brauchen ein höheres Bewusstsein dafür, wie die Produkte, die wir konsumieren, produziert werden. Was für eine Arbeit und eine Philosophie dahinterstecken. Erst dann können der nötige Respekt, eine angemessene Wertschätzung und eine Fairness, was z.B. die Preisgestaltung anbetrifft, erreicht werden.

Natürlich spielen auch rechtliche und politische Rahmenbedingungen eine entscheidende Rolle. Dennoch kann man etwas tun, auch wenn der gesetzliche Rahmen – wie es beispielsweise bei Gründung von OurPower in Bezug auf Energiegemeinschaften der Fall war – noch nicht ausgereift ist. Ulfert Höhne gibt zu bedenken: „Gerade bei einem so digitalen Produkt wie Strom ist es wichtig, einen analogen Bezug herzustellen. Und Fairness entsteht, wenn man es schafft Beziehungen aufzubauen.“ Das Bewusstmachen über die Herkunft schafft eine Beziehung zum Produkt – der Apfel vom Hofdirektverkauf um´s Eck oder der Strom vom Dach des Nachbarhauses. Damit löst sich die Anonymität des konventionellen Konsums auf. Respekt, Wertschätzung und Fairness werden gefördert.

Was können wir nun voneinander lernen? Wir können voneinander lernen, dass jede*r aktiv etwas tun kann und es dabei viele Wege gibt, selbst Gestalter*in der Energiewende zu sein. Dabei bieten Unternehmen wie SONNENTOR, der Verein Arche Noah, die Foodcoop Klappertopf oder OurPower auf ihre Weise eine Plattform, welche die aktive Mitgestaltung fördert. Inwiefern dieser Rahmen für einen selbst sinnstiftend ist, kann sich nur jede*r selbst beantworten.

Eindrücke aus dem Community Dialog

Panel der Pionier*innen (v.l.): Ulfert Höhne, Kristina Hummel, Volker Plass, Carolin Monsberg, Hemma Bieser

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