Die Energiewende mitten im Grätzl: Wie Menschen aus der Stadt zu Energiegestalter:innen werden

Während in ländlichen Regionen bereits vielfach über Energiegemeinschaften diskutiert und die neue PV-Anlage der Nachbar:innen bewundert wird, schlummert das Solarpotenzial in den Städten dagegen oft ungenutzt vor sich hin.

Viele städtische Bewohner:innen würden daran gerne etwas ändern, scheitern aber häufig an fehlendem Zugang zu relevanten Informationen, begrenzten Ressourcen und digitalen Werkzeugen für Planung und Beteiligung: Genau daran will OurPower im Rahmen des Forschungsprojektes Sunny4Urban etwas ändern. Erfahre hier mehr über das Projekt und Deine mögliche Rolle.

11. Dezember 2025, Franziska Wurm

 In Städten sind Dächer, Fassaden und Balkone oft ungenutzt, obwohl sie hervorragend für Photovoltaik geeignet wären. Herkömmliche Solarkarten berücksichtigen Schattenwurf, Gebäudestrukturen oder Vegetation nur unzureichend. Einfach zugängliche, digitale Werkzeuge für Planung und Beteiligung fehlen. Gleichzeitig wollen Bürger:innen aktiv werden, haben aber meist keinen Zugang zu relevanten Informationen oder Netzwerken.

Vor allem die Wohnstruktur macht es schwer: mehr als drei Viertel der Wiener:innen wohnen zur Miete[1] und viele von ihnen haben oft das Gefühl, bei Energieprojekten, die das gesamte Wohnhaus betreffen, ohnehin nicht mitbestimmen zu können.

Sunny4Urban möchte diese Lücke schließen. Im FFG-finanzierte Projekt entwickeln wir einen digitalen Prototypen, der geeignete Standorte für die Installation von PV-Anlagen in städtischen Gebieten ermittelt, präzise Solarpotenzialanalysen liefert und die Ergebnisse einfach darstellt. Somit wird das gemeinsame Teilen von Energie unterstützt, und Bürger:innen können aktiv an der Energiewende mitarbeiten.

[1] https://www.statistik.at/fileadmin/publications/Wohnen_2024_Web-barrierefrei.pdf

Technik trifft Community

Das in Sunny4Urban entwickelte Tool soll ermöglichen, dass Bürger:innen PV-Anlagen interaktiv auf Dächern, Fassaden oder Balkonen planen und visualisieren können. Dafür werden digitale 3D-Stadtmodelle integriert, und Szenarien prognostiziert. Auf Basis von meteorologischen Modellen mit berechneter zukünftiger Sonneneinstrahlung sowie Klimawandel- und Umweltfaktoren soll das Tool realistische Erträge für Solaranlagen errechnen und visualisieren. Auch die Optimierung von Energiegemeinschaften wird integriert, sodass Solarenergie effizient gemeinsam genutzt werden kann.

Das Ziel ist klar: Auch wer zur Miete wohnt, kann die Möglichkeiten in seinem Wohnhaus oder Grätzl erkennen und bewerten. Das Tool soll zeigen, welche Flächen sich eignen, welche Erträge realistisch sind und wie sich ein Projekt gemeinsam mit anderen Bewohner:innen umsetzen lässt. Dadurch wird Beteiligung unabhängig vom Eigentumsstatus und auch Mieter:innen können aktiv in die Planung eingebunden werden. Durch transparente Daten, Visualisierungen und einfache Bedienung sollen die Nutzer:innen außerdem an Selbstvertrauen gewinnen und fundierte Entscheidungen treffen.

So kannst auch Du bei Sunny4Urban mitmachen:

Bei OurPower stehen die Menschen immer im Zentrum. Auch bei Sunny4Urban ist es unsere Aufgabe, bei der technischen Entwicklung des Tools unsere genossenschaftlichen Werte und die Bedürfnisse der Nutzer:innen immer im Blick zu behalten.

Dafür holen wir laufend Perspektiven aus dem Grätzl ins Projekt: durch Fokusgruppen, Workshops, persönliche Treffen und digitale Feedback-Schleifen. So stellen wir sicher, dass das Tool praxisnah, verständlich und alltagstauglich bleibt, und dass die vielfältigen Lebensrealitäten urbaner Communities berücksichtigt werden.

Und genau hier kommst Du ins Spiel.
Wohnst Du in Wien oder einer anderen österreichischen Stadt und willst Dich an der Energiewende beteiligen, weißt aber nicht so recht wie? Sunny4Urban gibt dir die Möglichkeit, aktiv mitzuwirken:

  • Werde Schlüsselakteur:in: Gestalte in Workshops und Fokusgruppen die Funktionen des Tools mit – Deine Ideen machen den Unterschied.
  • Vernetze Dich: Triff Menschen aus Deinem Grätzl, lerne Nachbar:innen kennen, tausche Erfahrungen aus und findet vielleicht sogar den Grundstein für Eure eigene Energiegemeinschaft.
  • Bringe Dich ein: Deine Erkenntnisse aus dem Alltag fließen direkt in die Weiterentwicklung ein und helfen, Energiegemeinschaften noch besser zu machen.

Du hast Lust mitzumachen oder möchtest mehr über das Projekt erfahren?

Warum Bürger:innenbeteiligung so wichtig ist, hat meine Kollegin Theresa Haydn gut auf den Punkt gebracht:

„Selbst die beste Technik bringt nichts, wenn sie niemand nutzt oder sie nicht verständlich ist. Sunny4Urban bietet einen offenen Raum, in dem alle unkompliziert mitmachen und realistische Lösungen ausprobieren können.“

Unsere Erfahrung zeigt: Je stärker Bürger:innen eingebunden sind, desto praxisnäher und erfolgreicher werden Projekte – und desto größer ist der Nutzen für die gesamte Stadt und Gesellschaft.

Urban Power für die Energiewende: informieren, mitgestalten, verbinden

So wie wir die Energiewende nicht alleine schupfen können, lässt sich auch Sunny4Urban nur gemeinsam meistern. Daher arbeitet OurPower in dem Projekt mit einem Netz aus tollen Partner:innen zusammen:

Die TU Wien liefert wissenschaftliche Leitung, Simulationen und Energieanalysen, Ubimet erstellt meteorologische Modelle und Strahlungsanalysen, VRVis entwickelt die 3D-Visualisierungstechnologie, und die Data Intelligence Offensive verantwortet Datenmanagement sowie die Vernetzung mit europäischen Initiativen.

Das Projekt Sunny4Urban wird gefördert im Programm „Digitale Technologien 2023“ vom Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI) und finanziert durch die Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert (FFG-Fördernummer  999915260).

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